Auszüge "Leben lecken"

Textausschnitte derzeitiger Roman in Arbeit: „Leben lecken“

1. „…Der Wecker klingelt. Kotze und Muschigeschmack. Müde, müde, müde. Die Kleine neben mir wacht nicht auf. Grunzt nur. Riecht komisch, die blöde Kuh, die mein Kissen verteidigt, als wäre ich die Aufklärung und das Kissen George Bushs neue Welt der Seligen. Grunzt. Gestern, auf dieser unbeschreiblich kranken Party, hat er mich noch geil gemacht, ihr komischer Geruch, nach Schweiß und ungewaschener Muschi und billigem Parfum, abgefuckt und wild, wilde kleine geile Hure, habe ich gedacht, gestern noch, heute nicht mehr, scheiß Alkohol, scheiß Penisdruck. Das ist wie mit diesem Sisyphos. Am Höhepunkt rollt der scheiß Stein wieder runter und dann geht die ganze Quälerei wieder von vorne los….“

2. Erste Sonnenstrahlen kitzeln über die brach liegenden Bahngleise. Ich bette Juni auf ein Stück schmutzigen Rasen. Sie lächelt selig, als hätte sie den schönsten Traum ihres Lebens. <Ich bin böse, Baby>, haucht sie, <ich bin mit Abstand das Böseste, was dir je passiert ist.>

<Ruh‘ dich nur kurz ein bisschen aus, Satan.> Ich küsse Juni auf die Wange, die nach Blut und Schweiß schmeckt und irgendwie auch ein bisschen wie der nächste Morgen. Juni lächelt noch einmal, dann hört sie auf damit. Die Sonne blendet. Gutentag starrt mich an, mit aufgerissenen, übermüdeten Augen. Leuchtendes Blinklicht einer Sirene fügt sich plötzlich flackernd in das erste Tageslicht. Die kleine Thailänderin kreischt, Reifen kreischen quietschend, das spärliche Leder an ihrem Körper quietscht, als eine schwarze Gestalt sich auf sie wirft.

<Stehen bleiben!> Das unendlich tiefe Loch einer Pistole zeigt auf einmal auf mich, wie bei einem guten Witz und als Pointe folgt der Bauchschuss. Ich hocke mich neben Juni auf den Boden, greife nach ihrer eiskalten Hand. „Game over“, flüstert sie lächelnd, dann fallen ihr die kichernden Augen zu.

3. <Verpiss dich jetzt endlich, okay?> Es ist Morgen und ich bin zerbrochen. So fühlt es sich jedenfalls an, wenn der Alkohol im Kopf verdunstest ist, es ist kein geiles Gefühl mehr, der Pathos ist weg und übrig bleibt nur noch echte Leere und die andauernde Frage, wie das mit dem nächsten Atemzug funktioniert. Der Aftershave-Boom hält genau dreieinhalb Sekunden, dann wird mir schwarz vor Augen. Ich setzte mich aufs Klo, taste mit der rechten Hand nach der losen Kachel unter dem Spülkasten. Obwohl der Lauf kühl ist, brennt er wie Hölle unter meinen Fingern. Nicht mehr denken, nur noch abdrücken. Es ist der Moment, wo du wirklich glaubst, entkommen zu können. Wenn das dauernde Mündungsfeuer dir das Tageslicht ersetzt.